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LOKAL vor REGIONAL vor NATIONAL

Die Österreicher haben eine klare Meinung zu den Covid-Maßnahmen der Bundesregierung und bewerten diese überwiegend positiv, so das Ergebnis einer aktuellen „Consumer Check“-Studie des Handelsverbandes. Fast zwei Drittel der Bevölkerung würden sich gegen Corona impfen lassen. Jeder Fünfte verschiebt geplante größere Anschaffungen.

Beitrag: Gerald Kühberger.

Covid-19 sorgt laut aktuellen Zahlen des WIFO auch in Österreich für einen historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung: minus 12,8 Prozent im zweiten Quartal 2020. Aus ökonomischer Sicht zählt der Handel zu den am stärksten betroffenen Branchen. Im Schnitt rechnen die österreichischen Handelsunternehmen heuer mit einem Umsatzrückgang von 32 Prozent. Nur jedes vierte Handelsunternehmen geht davon aus, dass die Umsätze 2021 wieder zum Vorkrisenniveau zurückkehren werden.

Für 2020 ist laut Branchenradar mit einem coronabedingten Rückgang der privaten Haushaltsausgaben – für Dienstleistungen, Konsumgüter und sonstige Investitionen – von mindestens 15 Milliarden Euro zu rechnen, 2021 mit weiteren 11 Milliarden. Dabei könnten einige Handelssegmente im best case Szenario – ohne weitere partielle Lockdowns – noch vergleichsweise glimpflich davonkommen, denn die Ausgabenrückgänge betreffen primär Investitionsgüter und Dienstleistungen. Insbesondere der Modehandel und der Luxusgüterbereich leiden jedoch stark darunter, dass die kaufkräftigen Touristen aus dem Ausland fehlen. Dies trifft vor allem Tourismus-Hochburgen wie Tirol, Wien und Salzburg.

Jeder Fünfte verschiebt größere Anschaffungen Spannend ist, welche Auswirkungen Corona auf unser Kaufverhalten hat: Während ein Viertel der Österreicher seit Beginn der Krise verstärkt im Onlinehandel einkauft, trifft dies im stationären Handel nur auf acht Prozent der Konsumenten zu. Andererseits geben 15 Prozent an, seit Krisenbeginn weniger online zu shoppen, im klassischen Handel beläuft sich der Anteil der Einkaufsmuffel hingegen auf 24 Prozent. Corona wirft also einen langen Schatten auf das Konsumklima.

Das zeigt sich besonders bei kostspieligen Anschaffungen, etwa Autos. Jeder fünfte Verbraucher verschiebt zurzeit größere Anschaffungen oder streicht diese komplett. Hinzu kommt: Die bundesweite Wiedereinführung der Maskenpflicht in allen Geschäften hat zu einem erneuten Rückgang der Kundenfrequenz um rund 15 Prozent geführt. Natürlich hat das Tragen einer Maske keinen positiven Einfluss auf die Konsumlaune, kaum jemand geht gerne mit einer MNS-Maske shoppen. Doch die Gesundheit geht vor und steht über allem anderen. Das gilt sowohl für die Konsumenten, als auch für die 600.000 Menschen, die im österreichischen Handel beschäftigt sind.

Die Bevölkerung hat hierzu eine klare Meinung: 80 Prozent befürworten etwa die Maskenpflicht in Supermärkten als Maßnahme zur Virus-Eindämmung. Wie geht es den Unternehmen aktuell? 9,5 Prozent der heimischen Händler mussten ihren Betrieb schließen oder sind dabei, das Gewerbe ruhend zu stellen. Ein Viertel nimmt aktuell die Corona-Kurzarbeit für zumindest einen Teil der Belegschaft in Anspruch, jeder zehnte Betrieb musste Mitarbeiter freistellen. Mittlerweile haben mehr als die Hälfte aller Händler um finanzielle Hilfen aus dem Corona-Rettungsschirm angesucht.

Dringend gesucht: ein Covid-Impfstoff Eine Mehrheit von 62 Prozent der Öster-reicher würde sich übrigens impfen lassen, sobald es einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 gibt. Zurzeit wird weltweit an der Entwicklung geforscht, auch Österreich ist daran beteiligt. Doch es ist Geduld gefragt. Ein Impfstoff muss nicht nur wirksam, sondern sicher sein. Überwiegend positiv bewertet die Bevölkerung die Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der gesundheitlichen Folgen der Corona-Krise: 23 Prozent vergeben die Note „Sehr gut“, lediglich sechs Prozent ein „Nicht genügend“.

Österreich hat die Gesundheitskrise einigermaßen gut gemeistert. Bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen wurde zuletzt an den richtigen Stellschrauben gedreht. Dennoch sind sich die heimischen Betriebe einig: Neben dem Konjunkturprogramm im Herbst und der Fortführung der Kurzarbeit müssen weitere Schritte folgen, da die Krise lange nicht ausgestanden ist. Wichtig ist sowohl für die Bevölkerung als auch für die Wirtschaft, dass möglichst klare nachvollziehbare Maßnahmen auf einem gesundheitsbehördlichen Fundament gesetzt werden. Das schafft Planbarkeit und trägt zu einem Klima der Zuversicht bei. Stets unter dem Motto „lokal vor regional vor national“, um den volkswirtschaftlichen Kollateral-schaden so gering wie möglich zu halten. (GK)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 5/2020

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